Dienstag, 27. Juli 2010

Ubuntu neben Windows installieren mit Live CD

Ob Du von der Live CD aus installieren willst, oder direkt nach dem Starten des Rechners mit der Installation beginnen willst, spielt keine Rolle. Leuten, die bisher noch nie mit Ubuntu gearbeitet haben, sei der Weg über die Live CD empfohlen, um zunächst einen ersten Eindruck vom neuen Betriebssystem zu gewinnen. Ausprobieren kostet fast nichts (nur ein wenig Zeit und einen CD-Rohling), und der eigene Computer bleibt von permanenten Änderungen unberührt.

Doch früher oder später ist es an der Zeit, das System zu installieren - nicht nur, weil Du dann endlich weitere Programme permanent installieren kannst und alle Einstellungen nach einem Neustart erhalten bleiben, sondern auch weil das System von CD oder USB-Stick viel langsamer startet und läuft als wenn es auf der Festplatte installiert wird. Schauen wir uns an, wie die Installation abläuft.

Und keine Angst, falls Du bereits Windows auf Deinem Rechner installiert hast: dieses bleibt von der Installation unberührt. Der einzige Unterschied für Windows ist ein etwas verringerter Festplattenplatz, denn Ubuntu benötigt natürlich ein wenig Platz auf der Festplatte (kommt aber mit deutlich weniger Platz aus als Windows).

Eine nötige Vorarbeit um Datenverlust zu verhindern ist die Defragmentierung aller Festplatten unter Windows. Bevor wir also mit der Installation beginnen, starten wir Windows und defragmentieren alle Festplatten.

Nachdem Du die CD oder den USB-Stick mit der gewünschten Fassung von Ubuntu (falls Du unsicher bist: Ubuntu Desktop Edition 32bit) bootfähig gemacht hast (und, falls nötig, Dein BIOS angepasst hast), lege den Datenträger ein und starte Deinen Computer neu. Nach der Auswahl der Sprache siehst Du das Logo von Ubuntu, und hast nun mehrere Optionen. Die ersten beiden sind die wichtigsten: Ubuntu testen oder Ubuntu installieren. In diesem Tutorial beschäftigen wir uns mit der Installation aus der Live CD heraus, also wählst Du "Ubuntu ausprobieren".

Anmerkung: Auf einigen wenigen Systemen läuft die Live CD und die grafische Installation nicht. Für diese Fälle gibt es die alternative Installations-Datei. Diese funktioniert wie die normale Datei, nur wird alles ohne Grafik, sondern nur mit Text dargestellt. Keine Angst, sobald das System installiert ist, steht exakt das gleiche Ubuntu zur Verfügung.

Sobald Ubuntu von der Live CD gestartet ist, wirst Du von der Arbeitsfläche begrüßt. Oben und unten ist je ein Panel mit unterschiedlichem Inhalt (oben das Hauptmenü, unterteilt in "Anwendungen", "Orte" und "System", Schnellstarter für den Browser Firefox und die Hilfe, Statusanzeigen, Datum und die Sitzungsanzeige; unten eine Schaltfläche für die Minimierung aller Fenster (Arbeitsflächenansicht), die Übersicht aller laufender Programme (zu Beginn natürlich leer), den Arbeitsflächenumschalter und den Papierkorb). Auf der Arbeitsfläche befinden sich unter anderem ein Symbol namens "Ubuntu 10.04 LTS installieren". Sobald Du Dir einen ersten Eindruck von Ubuntu gemacht hast (beispielsweise WLAN einrichten über das Symbol für Netzwerkverbindungen oben rechts, sowie einen Ausflug ins World Wide Web mit Firefox), doppel-klickst Du auf dieses Symbol, und die Installation beginnt.

Schritt 1 ist die Auswahl der Sprache. Falls Du die Live CD in Deutsch gestartet hast, ist hier bereits "Deutsch" vorausgewählt; Du kannst aber auch jede andere Sprache wählen. Sobald die Auswahl auf der von Dir bevorzugten Sprache steht, geht es mit "Vor" weiter.

Schritt 2 ist die Auswahl des Standortes. Auch hier ist bereits eine Region ("Deutschland") und eine Zeitzone ("Deutschland") vorausgewählt, die Du bei Bedarf verändern kannst. Mit "Vor" geht es schnell weiter.

Auch Schritt 3 ist schnell bewältigt. Es geht um die Tastaturbelegung. Die "Empfohlene Einstellung" ist "Deutschland", womit die normale deutsche Tastaturbelegung ausgewählt ist. Im Textfeld unten kann getestet werden, ob alle Tasten (Umlaute usw.) wie gewohnt funktionieren. Erneut geht es ohne großen Zeitaufwand "Vor".

Nun kommen wir zum aufwändigsten Teil der Installation. In Schritt 4 wird festgelegt, wohin Ubuntu installiert werden soll.

Hat man Ubuntu von einem USB-Stick gestartet, wird dieser als Laufwerk erkannt. Das Installationsprogramm fragt nun, ob dieses Laufwerk ausgehängt werden soll. Diese Frage kann verneint werden, denn das Ziel der Installation ist die Festplatte, nicht der USB-Stick. Wer gerade mit einer CD arbeitet, wird von dieser Frage nicht behelligt.

Anmerkung zu "/dev/sdb":  Unter Linux werden Festplatten ähnlich zu Windows mit Buchstaben benannt, jedoch nicht "C:", "D:" und so weiter, sondern "sda", "sdb" und so fort. Der USB-Stick wurde hier also als zweite Festplatte erkannt. Einzelne Partitionen auf einer Festplatte werden durchnummeriert - "sda3" ist also die dritte Partition auf der ersten Festplatte.

Ist Windows auf dem Rechner installiert, sieht die Übersicht so oder so ähnlich aus. Oben wird angezeigt, dass Ubuntu das andere Betriebssystem erkannt hat, und auf welchen Festplatten diese sich befinden. In manchen kleineren Rechnern, vor allem Laptops und Netbooks, befindet sich nur eine Festplatte. In diesem Fall bietet Ubuntu zunächst nur zwei Möglichkeiten: entweder, die komplette Festplatte wird überschrieben ("Löschen und das gesamte Medium verwenden") - das wollen wir nicht! - oder die "Partition manuell festlegen". Da wir das alte Betriebssystem (hier: Windows 7) nicht löschen wollen, wählen wir "Partition manuell festlegen", lassen uns von der Angabe "(fortgeschritten)" nicht beängstigen, und wählen "Vor".

Nebenbei, was wir nicht vergessen dürfen, ist der Grund, warum dieser Schritt komplizierter ist als alle anderen Schritte, und warum Windows hier die Nase vorne hat: Windows interessiert sich nicht für andere auf dem Rechner installierten Systeme. Wird in Schritt 4 die Option "Löschen und das gesamte Medium verwenden" ausgewählt, so verhält sich die Ubuntu-Installation wie Windows - es funktioniert einfach und schnell, aber eliminiert alles, was bisher auf dem Rechner installiert ist. Es wird also erst kompliziert, wenn wir andere Betriebssysteme mit einbeziehen.

In Schritt 5, nach der Wahl von "Partition manuell festlegen", erhalten wir nun zunächst eine Übersicht aller bereits vorhandener Partitionen. "/dev/sdb" ist wie bereits erwähnt der USB-Stick und interessiert uns nicht weiter. "/dev/sda", die Festplatte, auf der Windows installiert ist, beinhaltet vermutlich mehrere Partitionen (hier: sda1 bis sda4).

Über die Schaltfläche "Neue Partitionstabelle" können wir die vorhandenen Partitionen verändern und neue anlegen. Ubuntu benötigt mindestens eine eigene Partition, genannt "Root" ("/"). Alles, was keinen eigenen Ort zugewiesen bekommt, landet in dieser Partition. Als Dateisystem ("Verwendung") empfiehlt sich "ext3" oder "ext4", und der Einhängepunkt soll "/" sein. Die Partition sollte mehr als 10 Gigabyte (GB) groß sein - je größer, desto besser.
Es empfiehlt sich, noch zwei weitere Partitionen anzulegen - das ist zwar nicht zwingend erforderlich, bringt jedoch später den einen oder anderen Vorteil.
  • Erstens kann eine Auslagerungspartition nicht schaden - hier werden Teile des Arbeitsspeichers gelagert, falls dieser voll ist. Das funktioniert ähnlich wie die Auslagerungsdatei unter Windows. Die Verwendung hier ist "Swap". Die Swap-Partition muss nicht größer sein als der doppelte Arbeitsspeicher (bei 2 GB also 4 GB).
  • Zweitens hilft ein eigenes "Home"-Verzeichnis, die persönlichen Daten vom System zu trennen, was beispielsweise bei Neuinstallationen hilfreich ist. Auch hier wird "ext3" oder "ext4" gewählt, der Einhängepunkt ist "/home". Nutzt man eine eigene "Home"-Partition, so muss die "Root"-Partition nicht größer sein als 10 bis 15 GB, der Rest an verfügbarem Platz sollte "Home" zur Verfügung stehen.
Anmerkung zu "ext3" und "ext4": Unter Windows kommt heutzutage meistens das "NTFS"-Dateisystem zum Einsatz, alternativ werden "FAT" und "FAT32" genutzt. Zwar kann Ubuntu mit diesen Dateiformaten ohne Probleme umgehen, "ext"-Dateisysteme haben jedoch ein paar Vorteile. Beispielsweise ist es nicht nötig, regelmäßig die Festplatte zu defragmentieren, da Fragmentierung de facto nicht auftritt. "ext3" ist der etablierte Standard, "ext4" ist moderner aber angeblich nicht so solide wie "ext3".

Und so haben wir die größte Hürde bei der Installation bewältigt (auf einem reinen Ubuntu-System ohne Windows wäre es uns gänzlich erspart geblieben). Der Rest ist wieder ganz einfach. In Schritt 6 wählen wir einen Namen, einen Benutzernamen, ein Passwort, und den Namen für den Rechner. Der Name kann alles sein, es empfiehlt sich die Angabe des vollständigen Namen. Der Benutzername muss klein geschrieben sein; hier reicht auf jeden Fall der Vor- oder Spitzname. Auch der Rechnername muss klein geschrieben sein; unter diesem Namen taucht der Rechner später im Netzwerk (falls vorhanden) auf. Die unten stehende Auswahl erfragt, ob der hier angelegte Benutzer automatisch angemeldet werden soll, oder ob ein Passwort zu Einloggen eingegeben werden muss (Standardoption, und empfehlenswert).

In Schritt 7 können Einstellungen aus Windows übernommen werden, bevor Schritt 8 die Installation abschließt und eine Übersicht der gewählten Optionen gibt. Falls Ubuntu andere Betriebssysteme gefunden hatte, wird über die Schaltfläche "Erweitert" ausgewählt, wohin der "Bootloader" (das Programm, welches den Wechsel zwischen Ubuntu und anderen Betriebssystemen beim Starten des Rechners gestattet) installiert werden soll - da wir Windows auf dem Rechner haben, und Windows immer auf der ersten Festplatte installiert ist, wählen wir diese ("/dev/sda"), falls sie nicht ohnehin schon vorausgewählt ist.

Und schon beginnt über die Schaltfläche "Installation" die selbige. Diese Prozedur dauert je nach Rechner 5 bis 15 Minuten, und gerade gegen Ende (95%) kann es zu einem vermeintlichen Stillstand führen - keine Bange, die Installation läuft weiter, nur ein wenig Gedult.

Ist die Installation bei 100 Prozent angelangt, werden wir darüber benachrichtigt und gefragt, ob wir das "Ausprobieren fortsetzen" wollen, oder ob der Rechner neu gestartet werden soll. Erst durch den Neustart gelangen wir in die brandneue Ubuntu-Installation, also wählen wir diese Option.

Das war auch schon alles, und hat nicht weh getan. Viel Spaß mit Ubuntu!

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