Samstag, 24. März 2012

Ubuntu und Windows Hand in Hand

Wer auf Windows-Programme nicht verzichten kann oder will, hat mit Ubuntu drei Möglichkeiten: die fraglichen Programme unter Ubuntu mit Wine ausführen, Windows unter Ubuntu (oder umgekehrt) in einer Virtuellen Maschine laufen lassen, oder beide Systeme nebeneinander installieren und wahlweise in das eine oder andere booten.

An dieser Stelle werden kurz die unterschiedlichen Vor- und Nachteile dargelegt, und ein Lösungsansatz genau beschrieben.


Windows-Programme unter Ubuntu mit Wine nutzen


Mit der Windows-Kompatibilitätsschicht Wine (Wine Is Not an Emulator) können viele Programme, die für Windows entwickelt wurden, unter Linux zum Laufen gebracht werden. Wie gut dies im Einzelfall funktioniert, zeigt die Wine Application Database. Bevor du dich für diesen Weg entscheidest, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Blick in diese Datenbank.

Wine kann aus dem Software Center installiert werden, doch eine aktuellere - und deshalb eventuell (!) besser geeignete Version findet sich hier.

Vorteil: Nahtlose Installation der Windows-Programme ins Ubuntu-System.
Nachteil: Schwankende Kompatibilität.

Windows in Ubuntu virtualisieren

Hierbei wird das komplette Windows in einer sogenannten "Virtuellen Maschine" installiert. Zunächst benötigst du ein Virtualisierungsprogramm wie beispielsweise VirtualBox (im Software Center) oder VMWare. Das Virtualisierungsprogramm installieren und starten, eine Virtuelle Maschine anlegen, diese starten und Windows installieren. Es wird jedoch ein Installationsmedium von Windows (CD/DVD oder .iso-Datei, also ein CD-Abbild) mit gültiger Seriennummer benötigt.

Vorteile: Der Start erfolgt relativ schnell. Alle nicht-3D-Programme laufen (wahrscheinlich) einwandfrei. Fehler sind schnell rückgängig gemacht (Virtuelle Maschine löschen; von dieser Abbilder erstellen und neu aufspielen; etc.).
Nachteile: 3D-Grafik nur eingeschränkt - Spiele und 3D-Anwendungen laufen vermutlich schlecht oder gar nicht. Ressourcenfordernd - da Ubuntu und Windows gleichzeitig laufen, benötigen auch beide Prozessorleistung und Arbeitsspeicher.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch der umgekehrte Weg - Ubuntu unter Windows als Virtuelle Maschine laufen lassen - möglich ist.

Ubuntu und Windows im Dual-Boot

Gerade für Neu-Umgestiegene empfiehlt sich der Dual-Boot. Hierbei wird Ubuntu neben einem bereits vorhandenen Windows installiert - wie das geht, wird hier beschrieben. Nun fristen die beiden Betriebssysteme ein größtenteils voneinander getrenntes Dasein. Zwar kann Ubuntu auf die unter Windows gespeicherten Daten zugreifen, doch diese sind nicht so gut ins System integriert wie das eigene Home-Verzeichnis. Und Windows kann ohne zusätzliche Programme Ubuntu noch nicht einmal "sehen" - die Ubuntu-Partitionen werden nicht angezeigt.

Vorteil: Zwei komplette, vollwertige Systeme, die je nach Bedarf gestartet werden.
Nachteil: Kooperation zwischen den Systemen mangelhaft. Zum Wechseln herunterfahren und neu starten dauert.

Kooperation herstellen

Um einen dieser beiden Nachteile auszumerzen, empfehle ich folgenden Weg:

Hoffentlich besitzt Windows eine eigene Daten-Partition (beispielsweise D:); dann kann die Windows-Partition unangetastet bleiben. Ist dies nicht der Fall, oder werden ausgiebig die "Eigenen Dateien"-Ordner benutzt (die auf eine andere Partition verschoben werden können, aber das ist erstens schwierig und zweitens nicht immer sinnvoll), so ist dies zwar keine Katastrophe - die Programm- und Windows-Ordner auf "C:" sollten dann einfach ignoriert werden.

Bei der Ubuntu-Installation wird nicht unbedingt eine ausladend große Partition benötigt, denn viele Daten werden später auf der Windows-Daten-Partition (D:) gespeichert statt im Home-Verzeichnis.

Sobald beide Systeme installiert sind, wird Ubuntu gestartet - an Windows selber nehmen wir keine Änderungen vor. Im Datei-Browser Nautilus tauchen alle Windows-Partitionen unter "Geräte" in der linken Spalte auf; diese sind jedoch nicht C: und D: benannt, sondern tragen ihren vergebenen Namen (heißt die C:-Partition beispielsweise "Windows" oder "System", taucht sie unter Ubuntu als "Windows" oder "System" auf). Standardmäßig sind diese nicht eingebunden - dies bedeutet, dass Ubuntu zwar weiß, dass diese vorhanden sind, diese jedoch nicht benutzt.  Für einmalige Benutzung würde es reichen, die Partition im Datei-Browser anzuwählen. Dann würde sie automatisch eingebunden. Aber beim nächsten Systemstart wäre sie es wieder nicht. Und genau das wollen wir ändern: die Partition soll bei jedem Systemstart automatisch eingebunden werden.

Zunächst starten wir die Laufwerksverwaltung (zu finden unter "Zubehör", oder im Dash "Laufwerksverwaltung" auswählen). Links sind alle Festplatten mit Größenangabe aufgelistet (1). Dort wählen wir die Festplatte, auf der sich die gewünschte Partition befindet. Rechts werden nun alle Partitionen auf dieser Festplatte angezeigt - wir wählen die gewünschte Partition (2), in diesem Fall eine Partition namens "DATEN" mit 1,2 TB. Es wird angezeigt, wie die Festplatte unter Ubuntu benannt wird (3), hier also "/dev/sdb1". Diese Namensvergabe ist bei Linux-Systemen wie Ubuntu logisch aufgebaut: "sd" gibt den Anschluß der Festplatte an (hier: SATA), "b" bedeutet, dass es sich um die zweite Festplatte handelt ("a" wäre dementsprechend die erste), und "1" ist die Nummer der Partition auf dieser Platte.

Mit dem Wissen um den internen Namen der Platte (hier: "/dev/sdb1"; im eigenen Computer ist es vermutlich ein anderer) geht es nun an die Einrichtung der automatischen Einbindung. Die einfachste Art, dies zu bewerkstelligen, ist das Programm "PySDM" aus dem Software Center. Wenn wir nach "PySDM" im Software Center suchen, erhalten wir nur einen Eintrag: "Datenträgerverwaltung". Ein kleiner Fehler: Nach der Installation wird das Programm "Storage Device Manager" genannt und ist über "Datenträgerverwaltung" nicht zu finden (dies ist nur folgerichtig, denn das Programm liegt zur Zeit nur in englischer Sprache vor). Das soll uns aber nicht stören, wir starten es einfach als "Storage Device Manager" (unter "Anwendungen": "System").

Im "Storage Device Manager" ist links eine Liste aller vorhandener Festplatten und Partitionen aufgeführt. Wir wählen die Partition, die wir einbinden wollen (in meinem Fall: "/dev/sdb1"). Umgehend erfolgt der Hinweis, dass diese Partition noch nicht konfiguriert wurde, und wir werden gefragt, ob wir dies nun tun wollen, was wir mit "OK" beantworten. Der Partition wird nun ein Einhängepunkt (Englisch: Mount Point) vergeben (beispielsweise "/media/sdb1"). Unter "Options" steht noch "defaults", was es zu ändern gilt - wir wählen den "Assistant".

Im sich öffnenden Fenster finden sich vier Reiter. Unter "Mounting" wählen wir die ersten drei Optionen an (um jedem User zu erlauben, die Partition einzubinden, um sie beim Systemstart automatisch einzubinden, und um es allen Usern zu gestatten, es ein- und auszubinden) sowie die siebte Option, bei welcher wir zudem den Benutzernamen des Ubuntu-Users eintragen (hier: "stefan"). Alle anderen Optionen sollten abgewählt sein. Die anderen Reiter interessieren uns nicht, denn hier stehen alle Optionen richtig.

Nun wählen wir "OK", und die Änderungen werden angewendet. Beim nächsten Systemstart sollte die gewünschte Partition automatisch eingebunden sein.

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