Samstag, 15. Oktober 2011

Ordner-Freigabe für mehrere Benutzer

Wer nicht alleine am Rechner arbeitet, sondern sich diesen mit weiteren Personen teilt, tut gut daran, für jeden regelmäßigen Benutzer ein eigenes Benutzerkonto anzulegen (für alle anderen, die nur mal ab und zu den PC benutzen, gibt es die "Gastsitzung").


Doch was tun, wenn ausgewählte Daten eines Benutzers auch andere zur Verfügung stehen sollen? Bei Windows ist das bekanntlich kein Problem: jeder Benutzer hat standardmäßig Zugriff auf alle Daten auf dem System. Das ist zwar einfach, lässt aber wenig Raum für Privatsphäre. Bei Ubuntu, von Anfang an auch für den Betrieb mit mehr als einem Benutzer ausgelegt, müssen wir zunächst die nötigen Einrichtungen vornehmen, bevor ein Benutzer auf die Daten eines anderen Zugreifen kann.


Doch keine Angst, die Einrichtung ist weder schwierig noch zeitaufwändig.

Nehmen wir an, am lokalen PC arbeiten Bill und Steve. Bill will nun zwei ausgewählte Ordner, "Musik" und "WG-Unterlagen" (ein Unterordner in "Dokumente") für Steve zugänglich machen.


Zunächst müssen die benötigten Dienste installiert werden. Dies geht entweder über das Software-Center, oder wenn wir das erste Mal versuchen, Ordnern eine Freigabe zu erteilen.
  • Software-Center: Wir suchen nach "samba" und installieren "SMB/CIFS-Datei-, Druck- und Anmeldeserver für Unix" (dies sollte die erste Option der Suchanfrage sein), falls es noch nicht installiert wurde. Dann suchen wir noch nach "libpam-smb" und installieren auch dies.
  • Freigabe erteilen um die Dienste zu installieren: Wir wählen im Dateibrowser einen Ordner, den wir freigeben wollen. Mit Rechtsklick auf diesen rufen wir das Kontextmenü auf und wählen "Freigabeoptionen". Im sich öffnenden Dialog wählen wir "Diesen Ordner freigeben". Nun stellt Ubuntu fest, ob "Samba" installiert ist und fragt bei Bedarf, ob wir dies nun tun wollen, was wir bestätigen. Ist "Samba" installiert, wird nach "libpam-smb" gefragt, und auch das bestätigen wir.
Um auf Nummer Sicher zu gehen, empfiehlt es sich, dass wir uns kurz abmelden ("Abmelden ...") im Menü ganz rechts oben, und dann wieder anmelden.


Zurück zu Bill und Steve. Bill hat Ubuntu mit den nötigen Diensten ausgestattet, und gibt sich nun daran, die Ordner für Steve freizugeben.
  1. Im Dateibrowser geht er zum Ordner "Dokumente". Dort macht er einen Rechtsklick auf den Ordner "WG-Unterlagen" und wählt aus dem Kontextmenü "Freigabeoptionen".
  2. Im erscheinenden Fenster setzt er einen Haken bei "Diesen Ordner freigeben". Da Steve nicht nur die dort liegenden Dateien betrachten, sondern auch neue Dateien anlegen können soll, setzt er auch einen Haken setzen bei "Anderen erlauben, Daten zu erstellen und zu löschen",
  3. Nun geht Bill im Dateibrowser zu seinen "Persönlichen Ordner" und ruft mit Rechtsklick auf den Ordner "Musik" und Auswahl von "Freigabeoptionen" das Menü auf.
  4. Erneut setzt er einen Haken bei "Diesen Ordner freigeben", doch er spart sich den Haken bei "Anderen erlauben, Dateien zu erstellen und zu löschen", da er nicht will, dass der oft launige Steve seine MP3s löschen kann. Statt dessen setzt er einen Haken bei "Gastzugriff (für Benutzer ohne Benutzerkonto)", denn bei WG-Feten kommt der PC als Musicbox zum Einsatz, und da bei Feten alle möglichen Leute an dem Rechner sitzen und Musikstücke auswählen, will Bill natürlich, dass seine Musikdateien im Ordner "Musik" auch von Benutzern ohne Benutzerkonto abgespielt werden können - denn wenn er bei der Fete eine Gastsitzung startet, können die Gäste weder Schindluder mit seinem System anstellen, noch auf seine privaten Dateien zugreifen.
Bills Arbeit ist fast getan, doch er muss Steve noch helfen:

  1. Bill meldet sich ab, und Steve meldet sich an.
  2. Steve wählt im Dateibrowser "Netzwerk durchsuchen" (unten links).
  3. Dort wählt er den Rechner aus (den Namen, den Du Deinem System gegeben hast). Bei Bill und Steve lautet dieser Name "ubuntu-vista".
  4. Nun erscheinen alle freigegebenen Ordner, also mindestens "Musik" und "WG-Unterlagen".
  5. Steve geht auf "Musik", und es öffnet sich ein Fenster, welches nach Benutzername, Domäne und Passwort fragt. Die Domäne ist schon richtig, schließlich liegen die Daten auf dem gleichen Rechner. Bei Benutzername und Passwort ist nun jedoch Bill gefragt, der dort seinen Namen und Passwort eingibt, denn schließlich sind es seine Ordner, also ist auch seine Kennung gefragt. Dann wählt Bill noch "Passwort: Nie vergessen", schließlich soll Steve in Zukunft auch ohne Bills Unterstützung auf Bills Musikdateien zugreifen können.
  6. Da Steve sich jetzt im Ordner "Musik" befindet, nutzt er die Gelegenheit, und setzt ein "Lesezeichen", welches fortan in Steves Dateibrowser rechts erscheint. So hat er schnellen Zugriff auf Bills Musik. Der Übersichtlichkeit halber wählt er mit Rechtsklick auf das Lesezeichen "Umbenennen", und nennt das Lesezeichen "Bills Musik".
  7. Genau so verfährt Steve mit dem Ordner "WG-Unterlagen".

Und das war es auch schon. Fortan hat Steve schnellen und einfachen Zugriff auf die Daten von Bill, die Bill Steve zugänglich machen will.

Die Wunder des Multiuser-Systems. Zuerst einmal sind Deine Daten nur für einen Benutzer, und man muss einen kleinen Aufwand betreiben, damit andere User auch an (ausgewählte) Daten kommen. So bleiben private Daten privat (allerdings sei daran erinnert, dass ein Benutzer als "Systemverwalter" fungiert, und als solcher Zugriff auf alles hat, was sich auf dem Rechner befindet ...).

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